Forstwirtschaft im Steigerwald

Der Steigerwald ist nach dem Spessart das zweitgrößte Laubwaldgebiet Bayerns. Die Bewirtschaftung erfolgt - so wie im gesamten bayerischen Staatswald - nach dem Prinzip „Nutzen und Schützen“. Es ist ein ausgeklügeltes Konzept, welches die Artenvielfalt wieder verbessert und trotzdem die Nutzung des wertvollen Rohstoffes Holzes ermöglicht.

Nachhaltige Forstwirtschaft heißt für uns, die drei Bereiche Ökologie, Ökonomie und die soziale Funktion der Wälder in der Balance zu halten. Dabei ist es wichtig, die Menschen mit dem nachwachsenden und ökologischen Rohstoff Holz zu versorgen. Gleichermaßen soll die Natur erhalten und Biodiversität gefördert werden. In der Praxis wird das über eine Totholzanreicherung, den Schutz von Biotopbäumen und durch ein Mosaik dauerhaft aus der Nutzung genommener Flächen zur Erhaltung der Artenvielfalt erreicht. Wir verfolgen eine konsequente Mischwaldstrategie und setzen auf einen hohen Laubholzanteil. Zudem müssen die wichtigen Waldfunktionen für Luft und Wasser gesichert sowie die Erholungsfunktionen der Wälder erhalten werden.

Was leistet eigentlich ein Hektar Wald?

Ein Hektar Wald ist nicht viel - auf den ersten Blick. Doch wer auf diesen 100x100 Metern genauer hinsieht, entdeckt ein kleines Universum. Wer sich die Zeit nimmt, und sich darauf einlässt, hat wohl für den Rest seines Lebens genug zu tun. Das Geflecht des Lebens durchdringt alles, es ist ein Ökosystem für Tiere, Pflanzen und den Menschen.

50 Tonnen
Ruß und Staub/Jahr

Pro Hektar filtern Wälder jährlich bis zu 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Atmosphäre.

7,4 Kubikmeter
Stärkeres Totholz

10 Stück
Biotopbäume

0,4 Stück
Starke Laubbäume

Rund 13 000 Arten leben bei uns im Wald. Davon sind alleine 4 500 Arten an Totholz gebunden - darunter 50 Prozent der waldbewohnenden Käferarten und 1 500 Pilzarten. Allein an der Eiche sind über 1 000 Insektenarten zu zählen. Durch aktiven Nutzungs- und Verwertungsverzicht in bewirtschafteten Wäldern wie die Anreicherung von Totholz (im Staatswald im Schnitt 7,4 Kubikmeter stärkeres Totholz/ Hektar), den Schutz von Biotopbäumen (im Staatswald durchschnittlich 10 Stück/ Hektar naturnaher Wald) und den Erhalt von starken Laubbäumen (derzeit 282 000 Stück im Staatswald, Tendenz steigend) leisten wir einen aktiven Beitrag, die natürlichen Lebensräume vor allem von Wald bewohnenden Arten zu erhalten und zu verbessern.

Baumartenverteilung nach Fläche

Fichte 44% Tanne 2% Kiefer 17% Sonstige Nadelhölzer 4%


Buche 17% Eiche 6% Sonstiges Laubholz 5% Edellaubholz 5%

Die auf diesem Hektar idealisiert dargestellten Baumartenanteile entsprechen der aktuellen Baumartenverteilung nach Fläche im gesamten bayerischen Staatswald.

15 Meter
Erholungswege

Mehr als 9 000 Kilometer Wanderwege, 3 500 Kilometer Radwege, knapp 300 Kilometer Reitwege und 150 Kilometer Lehrpfade gibt es im bayerischen Staatswald.

3,7 Tonnen
Steine und Erden/Jahr

Im bayerischen Staatswald wurden 2012 3 Mio. Tonnen Bodenbestandteile gewonnen. Vor allem Steine, Sand und Tone.

0,1 Arbeitsplätze

190 000 Menschen leben in Bayern direkt und indirekt vom Wald. Waldarbeiter, Schreiner, Holzhändler und viele mehr. Bezieht man diese auf die Gesamtwaldfläche in Bayern, dann gibt ein Hektar Wald 0,1 Beschäftigten Lohn und Brot.

100 000 Kubikmeter
(Trink-)Wasser

Je nach Baumart bildet ein Hektar Wald zwischen 80 000 und 160 000 Kubikmeter neues Grundwasser. Nicht umsonst liegen 141 000 Hektar der rund 280 000 Hektar Wasserschutzgebiete in Bayern im Wald - davon mehr als die Hälfte im Staatswald.

7,2 Festmeter
Holz/Jahr

Auch wenn 8,5 Festmeter pro Jahr und Hektar nachwachsen: Wir ernten nicht mehr als den nachhaltigen Hiebsatz: Je Hektar sind das 7,2 Festmeter. Totes Holz verbleibt als wichtiger Lebensraum im Wald. Gleiches gilt für wichtige Nährstoffe.

0,1 Stück
Wild/Jahr

Im bayerischen Staatswald werden jedes Jahr mehr als 50 000 Rehe, Wildschweine und Hirsche erlegt. So sollen sich die natürlicherweise vorkommenden Bäume im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen (wie etwa Zäune) natürlich verjüngen.

10,6 Tonnen
CO₂-Bindung/Jahr

Das nachwachsene Holz speichert große Mengen CO2. Abhängig ist das von der Baumart und den Bedingungen vor Ort. Wälder in den gemäßigten Breiten mit einem mittleren Alter von 55 Jahren binden 10,6 Tonnen CO2. Jährlich. Optimal ist es, wenn das Holz genutzt wird und daraus ein Dachstuhl oder Tisch entsteht. So lässt sich pro Festmeter Holz rund eine Tonne CO2 viele Jahrzehnte speichern.

15 – 30 Tonnen
O₂/Jahr

Ein Hektar Laubwald setzt pro Jahr 15 Tonnen Sauerstoff frei, ein Nadelwald sogar 30 Tonnen.

Wie die Zahlen für den gesamten Bayerischen Staatswald aussehen, finden Sie hier.

Der Borkenkäfer

Der Klimawandel bedroht die Wälder in Bayern. Dies wurde im „Trockensommer 2018 besonders deutlich. Hitze und Trockenheit schaden dem Wald und insbesondere der flachwurzelnden Fichte, wirken sich andererseits jedoch positiv auf die Entwicklung des Borkenkäfers aus. Je wärmer und trockener ein Sommer ist, desto massiver vermehrt sich dieser Waldschädling, befällt mehr Fichten und bringt sie zum Absterben.  Die Bayerischen Staatsforsten haben daher ein deutschland- und europaweit einmaliges professionelles Borkenkäfermanagement entwickelt, um den Waldschädling möglichst effektiv zu bekämpfen.

Und dabei kommt es auf Geschwindigkeit an: Erfolgreich bekämpft werden kann der Borkenkäfer nur, wenn die befallenen Fichten rasch gefunden, das Holz schnell aufgearbeitet und zügig aus dem Wald transportiert wird. Zwischen dem Entdecken eines befallenen Baumes und dem Abtransport aus dem Wald dürfen nur noch wenige Tage liegen. Dafür haben die Bayerischen Staatsforsten eine Borkenkäfer-App für Smartphones entwickelt, mit der in Echtzeit befallene Bäume aufgenommen und in digitalen Karten markiert werden können. So sind alle miteinander vernetzt und damit immer auf dem gleichen Kenntnisstand, vom Förster über den Waldarbeiter bis zum Forstbetrieb.

Klicken Sie sich durch unser interaktives Erklärbild und erfahren Sie wie wir den Borkenkäfer im Staatswald „in Schach“ halten:

Borkenkäfer-Management

Die Borkenkäfer-App ist ein entscheidender Baustein in der Borkenkäferbekämpfung. Die Informationen werden vor Ort erfasst und ermöglichen eine schnelle Kommunikation zwischen allen Prozessbeteiligten. Die App ist auf annähernd 3.000 Smartphones verfügbar.

Fernerkundung

Um den Borkenkäferbefall frühestmöglich zu erkennen und den Suchaufwand zu reduzieren, werden durch Fernerkundung, d.h. von Satelliten, Flugzeugen oder Drohnen gewonnen.

Der Borkenkäfer

Der Borkenkäfer entwickelt sich - begünstigt durch den Klimawandel - immer schneller. Vom Einbohren durch die Rinde bis zum Ausfliegen vergehen nur 4 bis 6 Wochen. Ein Weibchen kann bis zu 90.000 Eier legen. Deshalb ist es so wichtig, befallene Bäume innerhalb dieses Zeitraums zu finden, zu fällen und aus dem Wald zu bringen. Nur so kann eine Massenvermehrung des Waldschädlings verhindert werden.

Die APP ZE-Insekt

Per GPS wird in der Borkenkäfer-App ein Punkt erfasst und weitere Infos wie die Anzahl der befallenen Bäume oder der Zustand erfasst. Die Daten werden laufend synchronisiert und stehen allen Nutzern in einer zentralen Datenbank zur Verfügung.

Aufarbeitung

Alle Beteiligten haben Zugriff auf die digitale Karte und finden mittels GPS-Navigation zu den befallenen Bäumen. Sie melden den Stand der Aufarbeitung an den Forstbetrieb.

Käfersuche vor Ort

Der Forstbetrieb koordiniert die Käfersuche vor Ort und organisiert mit Hilfe der in der App erfassten Daten die Aufarbeitung der befallenen Bäume.

Zentrale Auswertung der Daten

Auf Basis der bayernweit verfügbaren und aktuellen Daten koordiniert die Unternehmens­leitung das Vorgehen bei der Borkenkäferbekämpfung.